Wie kann es sein, dass so einer so weit kommt? Was er sagt, ist offensichtlich gelogen. Was er behauptet zu sein, kann nicht stimmen. Und doch hat er eine solche Anziehungskraft auf den reichen und mächtigen Bürger Orgon, dass dieser Tartuffe für einen heiligen Mann hält. Auch wenn er für den Rest der Familie nichts weiter ist als ein Hochstapler, voller Lüsternheit und Gier. Und doch schafft es niemand, sich Tartuffe zu widersetzen. Selbst dann nicht, als er offensiv mit der Ehefrau seines Gönners anbändelt und die Hochzeitspläne der Tochter sabotiert, um schließlich das Mädchen für sich selbst zu beanspruchen.
Molière hat mit Tartuffe eine Figur geschaffen, die die Wirklichkeit mit offenen Lügen zu seinen Gunsten verdreht. Und gerade weil seine unverhohlene Heuchelei und sein eifriges Streben nach Macht so erfolgreich sind, ist es umso erschütternder, dass es niemandem gelingt, sich gegen ihn zu stellen. Molières Komödie, die von der Zensur seiner Zeit gleich zweimal verboten wurde, ist eine bis heute hochbrisante politische Parabel.
Eine jahrelange Theatertradition mit mitreißender Geschichte
An der Stelle, wo sich das heutige Schauspielhaus Bochum befindet wurde 1907 – 1908 unter der Leitung des Architekten Paul Engler das Varietétheater „Orpheum“ errichtet. Damals war es die größte Theaterbühne des Ruhrgebiets. Bereits nach kurzer Zeit wurde das Theater in „Apollo-Theater“ umbenannt. In den ersten Jahres mangelte es lange an Programmdichte, wodurch das Theater immer wieder wirtschaftliche Probleme aufwies.
Vom „Apollo-Theater“ zum „Schauspielhaus Bochum“
In den Jahren 1914 und 1915 wurde das Theater von der Stadt Bochum übernommen und grundlegend umgebaut. Die Jugendstilfassade wurde fast vollständig verändert und durch Element des Neoklassizismus ersetzt. 1915 wurde es dann als Stadttheater wiedereröffnet. Einige Jahre gastierten Ensemble aus anderen Städten, wie zum Beispiel das Schauspiel Essen. Das erste eigene Schauspielensemble bekam das Schauspielhaus Bochum im Jahr 1919. Zur gleichen Zeit wurden auch die Bochumer Symphoniker gegründet. Dies geschah alles unter dem Intendanten Saladin Schmitt, der auch Leiter der Bochumer Schauspielschule war. Am 25. September 1921 schloss sich das Bochumer Schauspielhaus mit der Duisburger Oper zusammen.
Von der Zerstörung bis zum Wiederaufbau
Das Gebäude des Schauspiels in Bochum wurde am 4. November 1944 durch einen Luftangriff der Royal Air Force vollständig zerstört. Dadurch wurde von 1945 bis 1953 im Stadtpark-Restaurant gespielt. Von Sommer 1951 bis Herbst 1953 entstand dann das heutige Schauspielhaus Bochum auf den Mauern des alten Theaters. Seitdem ist es Spielstätte für zahlreiche Veranstaltungen Bochum. Zusätzlich wurden 1966 die Kammerspiele Bochum, mit einer Zuschauerkapazität von 410 Plätzen gegründet. Nachdem zahlreiche Stücke im Schauspielhaus Bochum gespielt wurden, erneuerte die Stadt die Obermaschinerie und die Tonanalagen. Außerdem gab es zahlreiche, denkmalsgerechte Renovierungen im Foyer und im Zuschauerbereich des Theaters.
Ein verheerender Brand zerstört das Schauspielhaus Bochum
Am 12. September 2006 brannte das 2500 Quadratmeter große Außenlager des Theaters ab. Damit verschwanden aktuelle sowie historische Bühnenbilder, Kostüme, Requisiten und kostspielige Technik. Dem Theater entstand mit dieser Tragödie ein immenser finanzieller und ideeller Schaden, der die Existenz des Theaters enorm bedrohte. Glücklicherweise konnte der Spielbetrieb durch Spenden von anderen Theatern, Zuschauern und Freunden des Schauspielhauses aufrecht erhalten werden und mittlerweile hat sich das Theater von diesem Schicksalsschlag erholt.
Alles auf Anfang – Schauspielhaus Bochum
Das Schauspielhaus Bochum geht mit Olaf Kröck als Intendant der Spielzeit 2017/18 in eine neue Runde. Der bisherige Chefdramaturg des Schauspielhauses entwickelte 2013/14 das internationale „Detroit-Projekt“ mit viel Elan mit. Olaf Kröck hat große Pläne für seine Zeit als Intendant. So möchte er den Bochumer Zuschauern nicht nur eine unvergessliche Spielzeit bieten sondern auch die kulturpolitischen Herausforderungen des Stadttheaters reflektieren.
Intendant Olaf Kröck für die Spielzeit 2017/2018 im Schauspielhaus Bochum
Unter anderem ist die dritte Bundesweite Ensembleversammlung des ensemble-netzwerks im Mai 2018 im Schauspielhaus Bochum statt. Des Weiteren möchte Olaf Kröck in der Zeit seiner Intendanz auf Samstagsproben verzichten. Außerdem inszenierte er 2016 Anders Lustgartens „Lampedusa“ für die Kammerspiele. Das besondere der neuen Saison ist ein Spielplan, der beinahe nur aus Bochumer Erstaufführungen zusammengestellt ist. Insgesamt werden 25 neu produzierte Stücke zu sehen sein. Davon wurden 4 bereits im Bochumer Schauspielhaus gezeigt. Olaf Kröck bringt mit 10 Uraufführungen und einer europäischen Erstaufführung frischen Wind in das Schauspielhaus Bochum.
Neuer Spielplan – Neues Glück
Mit dem neuen Spielplan begibt der Intendant sich mit seinen Zuschauern auf eine Reise von der Antike über die Klassik bis hin zur Gegenwart. Die Schauspieler des Theaters präsentieren erstmals im Schauspielhaus Bochum die „Orestie“ von Aischylos, eine der ältesten antiken Tragödien. In Schillers „Maria Stuart“ setzt sich Heike M. Götz mit der Last der Macht auseinander und Hermann Schmidt-Rahmer beschäftigt sich mit Fragen über Demokratie und Populismus in Ibsens „Volksverräter“. Selen Kara erfährt in „Istanbul“, wie es sich anfühlt mehr als nur eine Heimat zu haben. Das Stück „Endgame“ konfrontiert machina eX und die Zuschauer mit den perfiden modernen Maßnahmen der digitalen Kriegführung und mit „The Humans“ kommt der amerikanische Broadway-Erfolg des letzten Jahres auf die Bochumer Bühne.
Die Eröffnung der neuen Spielzeit
Am 21. September 2017 wird die neue Spielzeit mit dem Stück „Volksverräter“ inszeniert von Hermann Schmidt-Rahmer eröffnet. Ebenfalls neu entwickelt wurde das Stück „Wir müssen reden“ von Laura Neumann. Die Uraufführung wird von Anna Fries inszeniert. Sie arbeitet zum ersten Mal im Schauspielhaus Bochum. Mit der Premiere von „Maria Stuart“ mit Bettina Engelhardt und Johanna Eiworth gibt es ein weiteres Highlight am 23. September. Anlässlich der Saisoneröffnung findet am 23. September ein großes Theaterfest auf dem Theatervorplatz statt. Zu den Programmpunkten gehört das Bochumer Frühstück, verschiedene Bands und tolle Mitmachaktionen.
Kinder- und Jugendtheater
Das Kinder- und Familienstück, in diesem Jahr „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner, unter der Regie von der erfahrenen Intendantin Brigitte Dethier ist für den 19.11.2017 datiert. Weitere Stücke des Jungen Theaters entnehmen Sie bitte unserem Spielzeitprogramm 2017/2018.
Eve Bar – Klubs, Konzerte, Late-Night-Talks u.v.m.
Am 06.10.2017 eröffnet unter der künstlerischen Leitung von Tobias Malcharzik die Eve Bar. Für die Spielzeit 2017/2018 sind in der Eve-Bar Klubs, Konzerte, Late-Night-Talks und Steggreif-Performances geplant.
40 Schauspielerinnen und Schauspieler im Ensemble Bochum
Das Schauspielhaus Bochum ist besonders stolz auf sein Ensemble aus rund 40 Schauspielerinnen und Schauspielern. 25 unter ihnen sind bereits fest engagierte und vom Publikum geachtet und geliebt. Zur festen Schauspielfamilie gehören seit Jahren u.a. Friederike Becht, Bettina Engelhardt, Jürgen Hartmann, Kristina Peters, Bernd Rademacher, Roland Riebeling, Daniel Stock und Anke Zillich. Hinzu kommt ein alt bekanntes Gesicht: Mark Oliver Bögel. Er war bereits von 2005 – 2008 ein fester Bestandteil des Schauspielensembles Bochum. Neu im Team: Lisa Jopt und Primen Sedlmeir. Zwei neue Gesichter aus Oldenburg werden das Schauspielteam Bochum in der Spielzeit 2017/2018 unterstützen. Darüber hinaus sind wie in jedem Jahr zahlreiche Schauspielgäste an Bord, die den Besuch im Schauspielhaus einzigartig machen: Jana Schulz, Werner Wölberm, Wolfram Koch, Almut Zilcher, Dietmar Bär und Marco Massafra.
Wir sagen Danke im Voraus!
In der diesjährigen Schauspielzeit besteht die Bochumer Dramaturgie aus Annelie Mattheis, Eva Bormann, Miriam Wendschoff und Monika Gies-Hasmann. Unterstützung erhält das Team von Sascha Kölzow sowie Simon Meienreis.
Öffnungszeiten der Theaterkasse: Dienstag bis Freitag 10:00 Uhr -18:00 Uhr und Samstag 10:00 Uhr – 13:00 Uhr
Das aktuelle Programm im Schauspielhaus Bochum Spielzeit 2017/2018
Folgende Premieren finden in der Saison 2017/2018 im Schauspielhaus Bochum statt
Volksverräter!! (nach Henrik Ibsen)
Regie: Hermann Schmidt-Rahmer
Premiere: 21.09.2017 SCHAUSPIELHAUS (in Zusammenarbeit mit der Universität der Künste Berlin)
Wir müssen reden (Eine Stückentwicklung)
Text: Laura Naumann
Regie Anna Fries
Premiere: 22.09.2017 THEATER UNTEN
Maria Stuart (von Friedrich Schiller)
Regie: Heike M. Götze
Premiere: 23.09.2017 KAMMERSPIELE
#placetobetween
Wiedereröffnung der Eve Bar
06.10.2017 EVE BAR
Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus (nach dem Bilderbuch von Torben Kuhlmann)
Regie: Martina van Boxen
Uraufführung: 14.10.2017 THEATER UNTEN (ab 5 Jahren)
Istanbul (Ein Sezen Aksu-Liederabend von Selen Kara, Torsten Kindermann und Akin E. Sipal)
Regie: Selen Kara
Musikalische Leistung: Torsten Kindermann
Premiere: 20.10.2017 KAMMERSPIELE
Der Mann ohne Vergangenheit (nach dem Film von Aki Kaurismäki)
Regie: Christian Brey
Premiere: 21.10.2017 SCHAUSPIELHAUS
Der Liebe Lust, der Liebe Schmerz (Ein literarisch-musikalischer Abend von und mit Karsten Riedel und Gästen)
Premiere: 31.10.2017 KAMMERSPIELE
Die Orestie (von Aischylos)
Regie: Lisa Nielebock
Premiere: 18.11.2017 KAMMERSPIELE
Pünktchen und Anton (Kinder- und Familienstück nach dem Roman von Erich Kästner)
Regie: Brigitte Dethier
Premiere: 19.11.2017 SCHAUSPIELHAUS (ab 6 Jahren)
The Humans. Eine amerikanische Familie (Der Broadway-Erfolg von Stephen Karam)
Die Eröffnung vom Schauspielhaus Bochum datiert aus dem Jahr 1915, damals noch als Bochumer Stadttheater. Die erste Vorstellung war „Don Carlos“ von Friedrich Schiller, ein Gastspiel vom Schauspielhaus Düsseldorf. Unter der Intendanz von Saladin Schmitt bekam das Theater dann im Jahr 1919 zum ersten mal ein eigenes Ensemble. Eine richtige Hochzeit erlebte das Schauspielhaus Anfang der 1980er Jahre. Intendant war damals Claus Peymann. Das Bochumer Ensemble zähltezu dieser Zeit als eines der innovativsten Theater in Deutschland. Hervorzuheben sind die Uraufführungenvor allem zeitgenössischer Autoren. Aktuell ist Olaf Kröckder Intendant in der Spielzeit 2017/2018. Olaf Kröck war bereits in den vorherigen vier Spielzeiten Chefdramaturg des Schauspielhauses Bochum. Künstler nicht nur aus der Region oder aus Deutschland, auch aus dem europäischen Ausland und sogar anderer Kontinente werden in das Haus eingeladen, wodurch der weltoffene Gedanke des Theaters unterstrichen wird. Das Schauspielhaus besitzt eine Platzkapazität von 811 Zuschauern. Einen Blick hinter die Kulissen können Besucher normalerweise einmal im Monat werfen. Die etwa einstündigen Führungen mit maximal 20 Personen finden an einem Sonntag statt. Der Kostenpunkt beträgt 5,00 € für jeden Teilnehmer. Das Schauspielhaus Bochum verfügt über zwei Rollstuhlplätze in der 3. Reihe. Man gelangt dorthinüberdie Rampe am Haupteingang. Im Erdgeschoss befinden sich behindertengerechte WC-Anlagen.
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